PROLOG
„Ich will erst tot sein, wenn ich tot bin!“ ruft Menetekel. Und er rauft und rennt und rambles on. Singt bei viel jüngeren mit, dass er alles gewinnen und dann k.o. gehen will und trinkt zwei Kästen Bier die Woche mit wildfeuchtem Blick. Und ruft gegen die Brandung wie ein Demosthenes mit Stein unter der Zunge und schüttelt an Beamten und ruft: „Nicht schlafen! Nicht schlafen! Machen!“ und wird abgemahnt und zahlt die Strafe und ruft: „Nicht schlafen!“
An den Angeln der Welt reißt er herum, den rostigen Angeln der Welt und klemmt sich die Finger, trägt die schwarz gequetschten Nägel wie eine Krone an seinen Fingern, bescheuert sich selbst, weil er nichts weiß und nichts kann, aber weiter, immer weiter, alles macht, bis er quietscht, als ob Andrea Nahles sich ihn ausgedacht hätte.
„Nicht schlafen“, ruft er, bis alle schlafen und setzt sich dann mit der letzten Flasche des zweiten Kastens in die Küche und starrt zu akustischer Countrymusik auf die Fotos an der Wand, auf denen er selbst ist, mit einer Flasche Bier in der Hand, und aus dem Foto heraus sagt er zu sich in der Küche: „Sei leiser, bitte!“ und er hört sich selbst zu und fängt an zu essen. Er isst die Schuld, den Produktionsrückstand und die Bedenken mit seinem riesigen Mund voller riesiger Zähne, die mahlen und mahlen, bis es keine Schuld und keinen Produktionsrückstand mehr gibt.
Das macht dieser Menetekel, ach, dieser Menetekel! Immer nur Du! Immer nur Du selbst! Wen schüttelst Du so arg?
ERSTER UND EINZIGER AKT
Menetekel (betritt die Bühne im schwarzen Longsleeve, das voller Mehl ist): Backen! Wir backen! Habt ihr mein Rezept gesehen und kennt ihr den Duft? Seid froh und munter und freut euch recht von Herzen!
Der Chor: Ruhe gib! Gib Ruhe!
Menetekel: Einfacher wär’s, doch wozu? Seid ihr tot? Wollt ihr tot sein? Seht her, das Leben schaukelt und wogt doch hier, und neu, immer neu macht es herum, mit euch, mit den anderen, mit allen!
Der Chor: Er merkt es nicht, er merkt es nicht! Weh uns!
Menetekel: Wie ich ganz dick geworden bin, hier an der Seite und vorne! Glaubt ihr, das sei ein Versehen gewesen? Mit Inbrunst tat ich’s!
Der Chor: Bis du gekotzt hast vor lauter Gier!
Menetekel: Mit meinen großen weißen Zähnen hab ich’s zermahlen und mit meinem ganzen Körper verschlungen!
Der Chor: Gekotzt hast Du dann!
Menetekel: Oh, wenn das Leben nicht zu Ende ist, dann fällt es über mich her und ich ringe mit ihm. Nein, ich will mich nicht entziehen, ich kann es packen mit allen Kräften und wenn ich kotzen muss, dann ist es richtig!
Der Chor: Nur er, immer nur er selbst. Wer sind denn wir? Wer sind denn die anderen? Immer nur er selbst.
(Menetekel ab.)
Der Chor: Einen besser’n gibt es nicht zu dieser Jahreszeit. Weh uns!
(Chor fällt in den Winterschlaf.)