Brief von Pausanias an Wasalski vom 30. August 2011

Bewunderter Wasalski!

Heureka! Famos! Nach Wochen der Irrungen und Wirrungen fand ich itzo die Zeit, Deinen Ausführungen die geschuldete Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, und ich constatire: Wohl tat ich daran, gerade Dich zu befragen zu diesem Probleme! Zu ewigem Dank sei ich verpflichtet, dass Du mir die Scheuklappen nahmst!

Wie konnte ich nur übersehen, dass selbstredend es erst die Reception ist, die ein Thema zu einem solchen macht! Und wie kann ich Dir vergelten, dass Du mir vor Augen führtest, dass menschliches Empfinden durch das Empfinden andrer Menschen gemachet ist?

Jedoch ist ein Satz Deiner wohlfeilen Conclusio mir haften geblieben, der da lautet:

Über die Art und Weise, den Kanal und die Häufigkeit der Kommunikation von und über Themen werden weitere direkt Betroffene generiert,

daran ich keine kleine, aber meiner bescheidenen Ratio nach wichtige Korrektur zu machen habe: Die Betroffenen, die Du so klug anführest, werden Deinem Axiome folgend generieret, meiner Auffassung nach jedoch erreichet. Diesem Gedanken wohnet inne, dass ein Betroffner ein Betroffner ist, auch wenn er sich seiner Betroffenheit nicht bewusst ist.

Gleichsam, dies ist Kinkerlitzchenklauberei, sei man der Ansicht, es gäbe eine Betroffenheit ohne Menschen oder eben nicht, was macht das schon?

Jedoch, da ich Deiner Fähigkeiten in dieser Art und Weise gewahr werden durfte, möchte ich Dir dreist die nächste Frage stellen, wohl wissend, dass Dein messerscharfer Verstand schnell und ohne Schmerz durch die Kehle der Unwissenheit zu dringen weiß:

Ich muss eröffnen mit der These, dass nur die wenigsten Menschen nach Bösem streben, sondern dass das meiste Schlechte geschehe nicht aus böser Absicht, sondern aus Unvermögen.

Nehmen wir ein Beispiel zur Verdeutlichung dessen: Die spanischen Eroberer, die nach dem Herrn Columbus den mittelamerikanischen Continent mit Blut und Schande verseuchten, handelten schlecht. Das sei unbestritten. Jedoch, ist es nicht ihren erheblich unvollkommnen Fähigkeiten geschuldet, dass sie so taten? Handelten sie so, weil sie böses zu tun beabsichtigten oder handelten sie so, weil sie nicht in der Lage waren, auf diese ihnen gänzlich unbekannte Situation anders zu reagieren? Um die Gefährlichkeit dieser Frage wissend – denn sie muss zwingend in der Frage nach dem Holocaust enden! – wagte ich zunächst kaum sie zu stellen, jedoch wird mich Deine Antwort sicher darin bestätigen, dass diese Sorge unbegründet war.

In tiefer Verbundenheit

Pausanias

Von Maxim Loick

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