Lieber Herr Stadtdechant Schumacher,
was fällt Ihnen eigentlich schon wieder ein? Dass sie sich während der Session 2009/10 nicht entblödet haben, dem islamischen Karnevalsprinzen der Stadt Bonn das Wort im Bonner Münster zu verbieten wäre ja fast schon in Vergessenheit geraten, aber schon wieder bringen Sie unsere schöne Stadt in Verruf, weil Sie allen Ernstes dazu aufrufen, gegen eine Buchhandlung zu protestieren, weil diese mit dem „Hasenfest“ Werbung macht. Gucken Sie mal, was ich mahach: Jehova, Jehova!
Was ich dabei nicht verstehe: Sie und ihre Kirche machen Ihren Job anscheinend ja nur mittelprächtig, was sich derartig in der Gesellschaft niederschlägt, dass es sich für Geschäftemacher wie die Thalia-Kette eher zu lohnen scheint, sich auf einen „Brauch des Spätmittelalters“ zu beziehen als auf das, was Sie für den richtigen Brauch halten. Und jetzt wollen Sie, dass Thalia auf eigene Kosten Ihren Job macht und den Menschen erklärt, was mit Ihrem Heiland an Ostern passiert ist, oder was soll das Gemaule?
Wenn Sie diesen Unfug wenigstens nicht ausgerechnet von Bonn aus verbreiteten, ausgerechnet der Stadt, die ich so gern und überzeugt als die meine bezeichne! Ach! Wie stehe ich denn jetzt wieder vor meinen Freunden da?
Alles Liebe
Maxim Loick
P.S.: Nachher Piano-Bar auf’n Pikkolöchen?
Es ist ein typisches Abwehrgefecht einer Kirche, die verzweifelt ihre letzten Bastionen verteidigt. Der Dechant sucht sich allerdings seine Gegner relativ willkürlich aus. Keine Probleme hat er offenkundig damit, dass zum Wintersonnenwendfest die ganze Stadt mit Tannenbäumen bestückt wird – die in der biblischen Weihnachtsgeschichte exakt keinmal vorkommen. Kein Problem hat er mit Volksfesten wie dem Bonn-Marathon mitten in der Passionszeit.
Natürlich wird der Dechant unter anderem dafür bezahlt, sich für die Angelegenheiten seiner Glaubensgemeinschaft ins Zeug zu legen, aber dann soll er das auch mit einer nachvollziehbaren Logik durchführen, und vor allem soll er nicht vom eigentlichen Problem ablenken: Die Leute rennen seinem Verein nicht etwa deswegen in Scharen davon, weil irgendeine Buchhandlung ein paar Stoffhasen in der Auslage stehen hat, sondern weil seine Geistlichen über Jahrzehnte ihre Messdiener vergewaltigen und sich erst Monate, nachdem der Skandal durch jede Zeitung gegangen ist, zu einem halbherzigen „jo, war wohl nicht so toll“ durchringen. Nächstenliebe haben sich die Chorknaben möglicherweise anders vorgestellt.