Heute steht in der FAS ein Interview mit Peer Steinbrück, dem Kanzlerkandidaten der SPD. Dort hat er Aussagen zum Kanzlergehalt und zu einem „Frauenbonus“ Angela Merkels gemacht. Die versammelte Journaille und die Timeline feixen und lästern aus allen Rohren, ein kleines #steinbrückfilme Mem ist auch schon im Gange.
Ich stehe daneben und denke: Ach, lustig! Also wäre es, wenn ich nicht zufällig in der SPD wäre. Jetzt reden wir schon wieder über Kommata und sprachliche Schwingungen. Seit Monaten geht das so. Hier hat er sich ungeschickt verhalten und dort nur 89% der Moralskala erreicht und bei den Frauen kommt er wahrscheinlich nur so mittel an. Und seine Mundwinkel zeigen nach unten. So weit so ungünstig.
Aber wann fangen wir denn mal an, über Politik zu reden? Da stehen gefühlte zweihundert sozialdemokratische Konzepte zur Umsetzung bereit, die allesamt besser sind als das, was dieser Klamaukhaufen von Regierung einem als „ihre Arbeit“ unterjubeln will. Wann reden wir mal über die völlig vergeigte Energiewende und darüber, wie rot-grün das besser machen würde? Wann reden wir mal über Familienpolitik, wie eine Manuela Schwesig sie umsetzen würde? Wann reden wir über den notwendigen flächendeckenden Mindestlohn, wann über Peers richtig gutes Papier zur Bändigung der aus dem Ruder gelaufenen Finanzmärkte? Wann reden wir darüber, dass Merkel ein Kabinett zu verantworten hat, das außer einer Hoteliersteuer und lokalen Autokennzeichen noch kein einziges nennenswertes Konzept auf die Straße gebracht hat? Wann reden wir über eine Frauenquote in den Vorständen der Unternehmen, was ist mit der Bürgerversicherung? Wann reden wir über die Themen, die für die Menschen relevant sind? Wann reden wir darüber, dass Merkel mit ihrer vielgepriesenen Europapolitik den Zusammenhalt der EU riskiert? Was ist mit den Renten? Warum ist es besser, Schweizer Banken zu verklagen als den Schweigegelübdedeal
von Herrn Schäuble zu unterstützen? Wieso wollen wir das Betreuungsgeld asap wieder abschaffen und warum ist es besser, jungen Eltern stattdessen eine 30-Stunden-Woche zu ermöglichen?
Und natürlich ärgere ich mich über die schlechte Presse derzeit. Aber es ist mir zu billig, hier auf SPON oder die FAS oder die Springerblätter zu schimpfen. Diese Themen müssen unser Kanzlerkandidat und die Bundespartei setzen. Und wenn wir das endlich machen, dann gewinnen wir die Wahl, weil der politische Gegner nämlich auf keine dieser Fragen auch nur den Hauch einer Antwort hat. Wann geht’s denn jetzt endlich los, verdammte Hacke nochmal?!