Die CDU will die europäischen Abgasnormen aufweichen, damit deutsche Autohersteller weiter Gewinne über große Luxuswagen einfahren können. Dass in seltsamer zeitlicher Nähe dazu die CDU von BMW jüngst eine große Parteispende erhielt, geschenkt, ich gehe davon aus, dass BMW und CDU professionell genug sind, dass diese Spende legal über den Tisch gegangen ist.
Ich finde viel schlimmer, dass hier wieder Innovationsdruck abgebaut wird. Der ganze Vorgang wirkt arg wie eine Parallele zu den staatlichen Subventionen, die die Atomenergie über Jahrzehnte hinweg erhalten hat und ich befürchte, dass sich in der Mobilitätsbranche dadurch ein ähnlicher negativer Effekt einstellen wird: Die deutschen Automobilhersteller werden Innovationen der alternativen Antriebstechnologien, wenn überhaupt, nur stiefmütterlich behandeln. Nach dem Prinzip der sog. „Supercredits“ werden sie irgendein Arschauto bauen, das elektrisch angetrieben wird, aber nie wirklich dazu gedacht ist, marktreife zu erhalten und gar nicht dazu gedacht ist, in Massen über die Straßen Europas zu fahren, sondern einzig dazu dient, die CO2-Emissionen der gewinnbringenden dicken Limousinen kleinzurechnen. Während japanische Hersteller seit Jahren führend im Bereich Hybridantriebe sind und während in Norwegen aufgrund massiver politischer Weichenstellungen der Tesla S die Zulassungsstatistik vor dem VW Golf anführt, sind alarmierende Zeichen dafür, dass sich die deutsche Automobilbranche im Tiefschlaf befindet und von der Union weiter mit Tranquilizern versorgt wird. Die deutsche Autoindustrie wird dazu angehalten, weiter das Prinzip Verbrennungsmotor als Cash-Cow zu betreiben, von weitergehenden Konzepten, die über die bloße Technologiefrage hinausgehen, ganz zu schweigen: Wann begreifen Autohersteller sich als Mobilitätsanbieter? Ich habe das Gefühl, dass der Besitz des eigenen Autos in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung verlieren wird, die alte Autofabrik, vor der die Kunden mit dickem Portemonnaie Schlange stehen, 80.000 € auf die Theke knallen und dann mit „ihrem“ 4,2l-V8 nach Hause fahren, wird zur Nische werden. Ich glaube, dass die Unternehmen die Marktführerschaft übernehmen werden, die saubere Autos produzieren und deren Gebrauch in ihr Geschäftsmodell aufnehmen. Die Kunden werden in Zukunft Mobilität kaufen wollen, keine Autos, die sie die nächsten 40 Jahre fahren müssen, damit sich die Kosten dafür amortisieren. Und mit den jüngsten Rochaden der Union in Europa werden das nicht die deutschen Hersteller sein.
Dazu möchte ich bemerken, dass Norwegen beinahe seinen gesamten Strombedarf sehr günstig mit Wasserkraftwerken decken kann – dem Relief sei dank. Die hohen Steuern auf großvolumige Verbrennungsmotoren scheinen dort auch nicht ganz so gravierend zu wirken, denn US-Autos und gerade Oldtimern begegnet man zumindest in Südnorwegen sehr häufig auf der Straße.
Ich denke aber auch, dass die deutschen Autobauer (was Alltagsfahrzeuge angeht) irgendwann auf die Nase fallen werden, wenn sie sich nicht stärker mit Hybrid- oder vollelektrischen Antrieben beschäftigen und diese breit auf den Markt bringen. Meiner Meinung nach wird es dann jedoch eher an der Kundschaft liegen, als an der Politik. Der Tesla Roadster hat Aufsehen erregt, das Modell S noch mehr. Tesla plant meines Wissens derzeit ein günstigeres Mittelklassefahrzeug. Die großen deutschen Hersteller verkaufen bereits jetzt hauptsächlich an ihre Händler und Leasingunternehmen. Auch in China lassen sich nicht unendlich viele Autos verkaufen, zumal die chinesischen Hersteller qualitativ allmählich aufholen. Brabus & co. haben sich ohnehin schon ostwärts orientiert, wenn man sich die aktuellen Kreationen mal ansieht. ;-)
Die Spenden von BMW/Quandt/Klatten sind auch gar nicht so verdächtig. Aus den Seiten des Deutschen Bundestages zur Parteienfinanzierung geht hervor, dass hier ohnehin alle Nase lang deftig für die Union gespendet wird und auch in der Vergangenheit gerne zeitnah um die Bundestagswahlen. Die SPD hat auch schon sechsstellige Spenden von BMW und Daimler erhalten. Mir erscheint es da bloß ein „blöder“ Zufall zu sein, dass die Abgasnormen in der EU gerade jetzt Thema sind.