Es wird Zeit, dass ich mal einen Zwischenstand zu meiner Biofleisch-Challenge liefere. Ich bin da, durchaus bewusst, etwas nachlässiger geworden. Beim Auswärtsessen habe ich die Biofleisch-Challenge quasi verloren, ich esse Currywurst und Burger, auch wenn sie nicht aus Bioproduktion stammen. Immerhin, zu Hause konsumieren wir tatsächlich nach wie vor ausschließlich Biofleisch. Ich habe aber aufgehört, mir deswegen ein schlechtes Gewissen zu machen.
Aber der eigentliche Aspekt, der mir auf der Seele liegt, ist die derzeit vorherrschende Bipolarität in der Wahrnehmung von Lebensmittelproduktion. Mir scheint die öffentliche Wahrnehmung vorzuherrschen, dass Fleisch entweder bio XOR in Massentierhaltung produziert wird. Ich glaube, dass diese Schwarz-Weiß-Malerei zu unterkomplex ist. In mehreren Gesprächen mit meiner ältesten Schwester, die immerhin studierte Agrar-Irgendwas und als Journalistin für den Landwirtschaftsverlag in Münster tätig ist, ist mir klar geworden, dass unter „konventionell“ nicht gleich Massentierhaltung zu verstehen ist, sondern eine Vielzahl von Produktionsweisen. Dieses „konventionell“, das so negativ belegt ist, gilt es einmal differenzierter zu beleuchten (das kann ich jetzt in diesem Moment nicht leisten, aber ein guter Vorsatz ist, das 2014 hin und wieder mal genauer zu betrachten).
So habe ich zum Beispiel „Echt Hällische Coppa“ von Edeka gekauft, ein Produkt mit dem Siegel „geschützte geografische Angabe“ – ist mir das bio genug? Es ist ja soweit, dass die Unternehmen inzwischen auf die Packung schreiben können, was sie wollen, man (also ich) habe immer starke Zweifel daran. Dabei ist doch die Förderung alter Haustierrassen eigentich eine gute Sache, es gibt da doch dieses Prinzip „erhalten durch aufessen“ oder so ähnlich. Aber kann das klappen, wenn ein Großanbieter wie Edeka das vertreibt? Wie billig kann korrekt produziertes Fleisch sein? Und gibt es eine natürliche Maximalmenge, die davon hergestellt werden kann?
Ich finde, dass das, was ich mal als das Dilemma der SPD versucht habe zu umschreiben, immer noch eine Herausforderung ist. Wir können m. E. nicht zurück zum Selbstversorgertum (schon allein aus Mangel an Platz), aber wir dürfen auch nicht die Augen vor unsäglichen Produktionsbedingungen in Großställen verschließen. Ausserdem, das hat meine älteste Schwester mMn zurecht moniert, sollten wir nicht alle Nicht-Biobauern als nazihafte Tierquäler brandmarken, sondern wir sollten die Rahmenbedingungen, unter denen produziert wird, erstmal genauer kennenlernen. Einerseits scheine mir Lebensmittelproduzenten ziemlich undifferenziert auf die Barrikaden zu gehen, wenn man nur das Wort Tierschutz im Munde führt, andererseits scheinen mir Umweltaktivisten die oben beschriebene Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben und die Fronten sind verhärtet.
Also mal angucken, diesen Themenkomplex.