Endlich, nach gefühlt 400 Jahren, habe ich die Lektüre von „Krebsstation“ von Alexander Solschenizyn*) beendet. Es war ein langer Kampf gegen die Müdigkeit und ich nehme, ehrlich gesagt, nur wenig mit aus diesem Buch. Das lag vielleicht auch daran, dass ich es zumeist sonntags Abends in der Badewanne gelesen habe, also dann, wenn sich die über die Woche gesammelte Müdigkeit Bahn bricht und durch 75 Grad Wassertemperatur verstärkt wird.
Nur ein Satz (ok, es sind drei) ist mir hängen geblieben, der mir so bedeutsam erscheint, dass ich ihn gerade noch einmal nachgeschlagen habe:
Nicht nach Glück sollen die Menschen streben, weil das ›Glück‹ wieder nur ein Idol des Marktes ist, sondern nach gegenseitiger Sympathie. Glücklich ist auch das Tier, das seine Beute frißt, aber Sympathie können nur die Menschen einander entgegenbringen! Das ist das Höchste, was Menschen erreichbar ist.
Der das spricht, ist Schulubin, der damit den sittlichen Sozialismus beschrieben wissen möchte. Mir aber geht es nicht um Sozialismus, sondern darum, wie wir mit einander umgehen. Dass wir uns bewahren müssen, empathisch zu sein und aus Empathie heraus Sympathie für die/den Andere*n zu verspüren. Dass wir die Warte der/des Anderen einzunehmen vermögen und Worte und Handlungen aus dieser Warte heraus verstehen müssen und dafür, wenn nicht Sympathie, dann zumindest Verständnis aufzubringen in der Lage sein müssen.
*) Alexander Solschenizyn, „Krebsstation“, Roman in zwei Büchern, aus dem Russischen von Christiane Auras, Agathe Jais und Ingrid Tinzmann, © 1968, Sonderausgabe 1973, Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied. Das Zitat findet sich in Buch 2 auf Seite 207.