Wenn ich morgens wach werde, geht mein erster Griff zum Smartphone. Gucken, wie spät es ist. Gab’s noch einen Spät-Fav? Hat noch wer was in der Diskussion bei Facebook gepostet? Schnell die ersten Schlagworte des Tages aufnehmen. Oft kommt da gerade der Große Sohn zu uns ins Bett. „Papa, darf ich Tablet spielen“, fragt er und ich sage selbstverständlich „Nein, nur am Wochenende.“ Gemaule. Und now the Beastie Boys are bustin’ in and say: „…that hypocrite smokes two packs a day!“ Ich mache das Smartphone aus.
Von an Larmoyanz grenzender Sentimentalität wurde ich heute morgen erwischt, denn der Kleine Sohn hat heute Geburtstag. Große Geschenke auf dem Frühstückstisch, auspacken, aufbauen! Ohh, Kuchen! Kerzen auspusten, „Ich bin jetzt schon vier!“ Bei den Geburtstagsliedern muss ich immer weggucken, weil mir sonst das Stimmchen wegbricht vor lauter Rührung. Und dann bringen wir die Kinder in den Kindergarten, heute Nachmittag kommen dann die Kindergartenfreundinnen und -freunde zum Feiern, „Jupagangnamstyle Stop-Tanz, Papa!“
Im Büro kommt ein gewisser Herr Cash rein, guckt sich um, sieht mich, kommt auf mich zu und fragt: „Sind Sie das? Der Vater vom Kleinen Sohn, der heute Geburtstag hat?“ Ich bin im Büro, Eiskalter-Entscheider-Mode. Und Herr Cash singt: „When you’re coming home, Dad? – I don’t know when, but we’ll get together then, you know we’ll have a good time then.” Und schnell, ganz schnell halte ich Herrn Cash meinen Wochenplan entgegen und sage mit zitternder Stimme: “Hier! 32 Stunden die Woche, Herr Cash, ich bin jeden zweiten Nachmittag mit den Kindern zu Hause. Und ich räume immer den Spüler aus. Und ich singe Quatschlieder mit ihnen. Und trinke Kaffee aus einer rosa Tasse wegen der Vorbildfunktion und weil Kinder durch Nachahmung… hier… weißt schon.“
Herr Cash dreht sich um und geht. Er singt: „My boy was just like me, he’d grown up just like me” und hebt die Hand im Weggehen. Komischer Typ. Ich wende mich den Spezifikationen für dieses System zu.