Einschulung

Am Donnerstag wurde der Große Sohn eingeschult. Was für ein Brimborium, wie aufgeladen mit Erwartungen, ich fand’s irgendwie schrecklich. Überall lauert der „Ernst des Lebens“, in den feinen Kleidern der Verwandten, die alle gekommen sind, in den kritischen Fragen ans Lehrpersonal, in den minutiösen Materialbeschaffungslisten, weil ja ohne die Jurismappe (was zum Henker ist eigentlich eine Jurismappe?!) das Kind später erst arbeitslos, dann sozial abgehängt und zum Schluss verarmt und allein gestorben sein wird.

Dieser Blickwinkel allein ist jedoch unfair, denn jede*r einzelne hat bei der ganzen Nummer nur die besten Absichten und alle wollen aus ihrem innersten heraus nur das beste für die Kinder. Das ist das traurige daran, wenn alle zugleich das beste wollen, dann ist der/die im Mittelpunkt plötzlich ganz bedrängt. Aber wir Eltern und mit uns unsere Eltern können uns davon nicht freimachen. Meine Mutter, die selbst 40 Jahre Grundschullehrerin war, hat gesagt: Es ist nur ein Tag, danach wird es ganz schnell wieder normal.

Am zweiten Schultag hat @frau_ratte den Großen Sohn dann in die Schule gebracht. Er ging in seine Klasse, ganz selbstverständlich, setzte sich an seinen Platz und sagte: „Jaja, Mama, ist schon gut. Geh.“ Erst da ist mir klar geworden, dass der erste Schultag gar nicht für die Kinder, sondern für die aufgeregten Eltern und Verwandten ist. Und der Große Sohn, das wusste ich aber schon vorher, der wird’s schon machen.

Von Maxim Loick

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