Stirbt die Deutsche Telekom?

Gerade habe ich auf Facebook folgenden steilen Vergleich gepostet:

Die Deutsche Telekom hat, wenn ich das richtig sehe, in 2014 ein Ergebnis nach Steuern von 3,244 Mrd. € erwirtschaftet. Plus, wohlgemerkt. Nach Steuern, wohlgemerkt.

Die Deutsche Telekom setzt darauf, mit Vectoring die letzten Reserven aus vergrabenen Kupferkabeln zu wringen und jetzt, nach dem verheerenden Beschluss gegen die Netzneutralität, Start-ups abzukassieren.

Meanwhile in Indonesien: Google setzt Loon-Ballons ein, um unzugängliche Gegenden mit Internet zu versorgen. Das tut Google sicherlich nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern um Innovationen zur Marktreife zu bringen, mit denen es eines Tages Geld verdienen will.

Verdammte Axt, Deutsche Telekom, ich will sowas von Euch sehen! Ihr geht unter! Noch habt Ihr Geld, das Ihr mutig investieren könntet.

Die Deutsche Telekom ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in Bonn und im ganzen Rheinland, ach, was sag ich! in ganz Deutschland. Und ich finde, sie steht symbolisch für den von mir im D64-Ticker oft gerügten Deutschen Digitalen Rückstand (DDR).

Hier wiederholt sich gerade vor unseren Augen, was wir schon im Bereich der Zeitungsverleger gesehen haben: Innovationen nicht gemacht, Markt verpennt, über Lobbyarbeit hintenrum einen Tropf angelegt, der das Sterben verlängert. Was das völlig verschissene Leistungsschutzrecht bei den Verlegern, ist die vorgestern preisgegebene Netzneutralität für die Deutsche Telekom: Ein Feigenblatt dafür, dass der Laden seit Jahren seine Arbeit nicht richtig gemacht hat. Und damit meine ich ausdrücklich nicht die Mitarbeiter*innen, die für uns die alten Kupferkabel durchmessen, sondern explizit jene, die den Konzern vor Jahren schon strategisch neu hätten ausrichten müssen.

Was nun, Superschlauer Netzmensch Loick, was ist Deine Idee? Vielleicht irgendwas hiervon:

  • Setzt ein Innovationsprogramm auf, stattet es mit maximal möglichen Budgets aus. Plant das so, dass Ihr mit einem ROI nicht vor 2040 rechnet. Macht aus dem Geld, das Ihr jetzt noch habt, Wissen, Expertise und Kompetenz.
  • Buddelt. Buddelt das Kupfer aus, vertickt es von mir aus auf dem Schwarzmarkt (die Preise sollen ja derzeit ganz gut sein) und legt Glasfaser. Lasst Euch das vom Staat von mir aus subventionieren.
  • Fokussiert Euch. Euer Job ist, schnelles Internet dahin zu bringen, wo niemand sonst es hinbringen kann. Ihr seid kein Nachrichtenportal und kein Gemischtwarenladen, Euer Geschäft sind Leitungen. Ihr macht Euren Job gut, wenn man Euch nicht wahrnimmt.

Ich weiß es ja auch nicht. Aber ich befürchte, dass das, was Dominik auf meinen Post geantwortet hat, schier unausweichlich wird, wenn dahinten in Beuel nicht mal einzwei gordische Knoten durchschlagen werden.

 

Von Maxim Loick

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2 Kommentare

  1. Zu deinen Ideen:
    -ROI nicht vor 2040 dürft schwer werden bei einem Riesen, der an der Börse notiert ist. Hier ist Google deutlich anders aufgestellt als unsere Netzbetreiber, und wahrscheinlich auch die in den USA.
    -Gebuddelt wird überall, wie bekloppt. Aber grade die Großen legen ihre Glasfaser nicht bis in die Privathaushalte.
    -Konzentration aufs Kerngeschäft findet ja statt, T-Online als Portal ist bereits verramscht worden.

    Vectoring ist übrigens ein gutes Instrument der Telekom, Wettbewerb zu unterbinden. Weil die dafür eben das Monopol über die gebündelten Kupferadern haben. Und für die Netz“neutralität“ haben sich die großen Anbieter lobbymäßig mal echt zusammen gerauft. Premium Services sind die nächste Gelddruckmaschine.

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