Was regen sie sich wieder alle auf: Malu Dreyer ducke sich weg! Hannelore Kraft scheue den Konflikt auf offener Bühne mit der AfD! Am lautesten rufen Armin Laschet und die seinen aus der Union.
Ich finde, dass Hannelore und Malu völlig richtig entschieden haben. Den hohlen Populismen inhaltlich Paroli zu bieten versteht sich von selbst. Es ist auch gar nicht schwer, in jedem Facebook-Thread und auf jeden dämlichen Tweet müssen hunderte Links und Kommentare folgen, die die Dünnbrettbohrigkeit der AfD entlarven.
Anders ist es mit Talkshows. Allein dass dort Personen wie Frauke Petry und Dingsdabumsda von Storch auftreten dürfen, ist ein Endorsement (also die Bestätigung einer Legitimierung dieser Personen). Was in der Zeitung steht, dem wird Bedeutung beigemessen. „Du glaubst es, weil es in der Zeitung steht“, ist eine ebenso billige, wie abgeschmackte wie richtige Aussage. Im Massenmedium Fernsehen potenziert sich diese Wirkung, weil die Reichweite ungleich höher ist. Bei Sendern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks noch einmal mehr. Wer im SWR auftreten darf, einem Sender der ARD, der nach wie vor seriösesten Marke der deutschen Medienlandschaft (neben dem ZDF vielleicht noch), dessen Positionen erhalten implizit den Ritterschlag, dass sie vermeintlich genug Wahrheit enthalten, um vom Fernsehen gesendet zu werden – egal wie die Diskussion ausgeht.
Kommunikation – das ist ja nun weiß Gott ein alter Hut! – ist erheblich mehr als die Wörter, die fallen.
Und wenn man sich ansieht, wie eine Talkshow im Allgemeinen abläuft, dann finde ich, hat Daniela Harsch mit ihrer Einschätzung völlig recht:
Mit der #AfD in Talkshows oder Elefantenrunden reden? Wird in meiner TL kontrovers diskutiert. Bisher überzeugt das: pic.twitter.com/broFQnffKy
— Dejan Mihajlović (@DejanFreiburg) January 23, 2016
Wie ging dieser lustige Vergleich noch mal? Wenn Du mit einer Taube Schach spielst, wird sie alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und am Ende darüber stolzieren als hätte sie gewonnen. Und wenn das unter einem öffentlich-rechtlichen Label passiert – zusätzlich durch die Anwesenheit einer Ministerpräsidentin von RLP oder NRW mit Gewicht aka Endorsement legitimiert, dann haben wir erneut einen wesentlichen Teil verloren. Es geht einer Ansammlung von Menschenfeinden wie der AfD niemals um ein Ringen in der Sache, sondern um Vergiftung und Zerstörung demokratischer Grundlagen. Wer die Grundprinzipien demokratischer Diskurse bewusst schädigen will, kann immer nur als Gewinner aus Formaten wie politischen Talkshows hervorgehen.
Deswegen finde ich die Haltung von Hannelore Kraft und Malu Dreyer völlig richtig.
Und deswegen finde ich, dass wir zur breiten Entlarvung des Populismus der AfD anderer Formate bedürfen. Das eine, Social Media Kneipen, Kantinen, Straßenbahnen, Wartezimmer, können müssen wir selbst übernehmen, jede*r einzelne von uns. Holt Euch die Fakten dazu aus dem Internet und habt die Informationen parat, um sie jederzeit einsetzen zu können.
Das andere, die breitenwirksame Aufklärung, ist Aufgabe der Medien in Form von Dokumentationen, Reportagen und Berichten. Behauptungen, die spontan in einer Livesendung getroffen werden, können nur schwer innerhalb von Sekunden in der gebotenen Tiefe entkräftet werden. Hingegen kann jede Aussage der AfD in einem Faktencheck auch im Fernsehen pulverisiert werden – und das ist die Aufgabe von Journalist*innen, nicht von Ministerpräsident*innen.
Denn am Ende läuft es, egal wie eine Talkshow ausgeht, darauf hinaus, dass man den Rechten, den Hetzer*innen, zu einem Millionenpublikum verholfen haben wird. Ich finde, Hannelore Kraft hat mit diesem Satz völlig Recht:
"Ich möchte nicht Bestandteil eines Bühnenbildes sein, wenn sich ein Deutschnationaler im TV inszeniert", sagt @HanneloreKraft. #AfD
— SPD-Fraktion im Landtag NRW (@spd_fraktion_nw) January 28, 2016