Crémant aus dem Hause Ernst Hein. Mein MacBook Pro. Musik, die mich an meine Jugend erinnert, aus der Sonos. Zeit, mich einzureißen. Kein Kiesweg, kein Haus, kein Auto, hinfort damit! Mich von der Frau an die Hand nehmen lassen und mitgehen mit ihr. Und wenn sie stockt oder zweifelt, lachen und sagen: Na klar! Komm mit, nimm meine Hand, ich geh ein Stück!
Manchmal kriege ich etwas Angst, und dann sagt die Frau: Wir haben einen Plan, das wird! und guckt so bestimmt und ich kann sie dann nur anhimmeln, für den Moment, und schon sage ich zu den Kindern: „Rebelliert, aber bitte in der korrekten Orthografie!“. Dann singt der Kleine Sohn seine Lieder mit, und ich weine manchmal ein bisschen vor Begeisterung. Und der Große Sohn macht eine kleine Rebellion in seinen Hausaufgaben, auf die wir pflichtschuldigst reagieren, damit er weiß, dass er nicht alleine ist und seine Rebellion bemerkt wurde.
Und manchmal scheint mir, als habe die Frau auch etwas Angst, und dann sage ich: „Wir halten uns an den Plan. Da steht kein symmetrisches Haus mit Kiesweg drauf, sondern Aktion und Anerkennung, meine Liebste, Anerkennung!“ Ich weiß nicht, ob ihr das die Angst nehmen kann, aber etwas anderes fällt mir auch nicht ein. Wenn wir sterben müssen, dann in Aktion, wenn wir verhungern müssen, dann in Bewegung. Das tröstet mich und ich denke, dass es auch sie trösten muss, denn in Bewegung stirbt man ja nicht, zumindest nicht den Hungertod.
Wie albern das alles ist, denn wir fliehen nicht. Wir sind hier und die Welt steht uns offen, auch in unserem fortgeschrittenen Alter. Bewegung und mit den Kindern spielen, damit sie nicht Angst haben, wo sie keine haben müssen. Wir machen und wir machen zusammen und wie schön das ist, manchmal zusammen etwas Angst zu haben.