Dort oben auf dem schwankenden Turm, dort steht er, dort steht mein Mann, jener, der so bestechend über seine weichen Füße zu schwadronieren weiß, der uns über Cremes erzählt und Nagelpflege und die Welt dabei ein wenig lustig lässt. In zehn Metern Höhe, der Wind tost ihm durchs Haar und ein bisschen Schiß hat er, wie ich sehe, aber er zeigt eine Figur.
Wie er mir die Linien an den Sattelschleppern auf der A61 erklärt, die so wohlig durchhängen, wenn sie voll beladen sind, entweder direkt über der Zugmaschine oder hinten über den drei Achsen des Trailers. Wie das Gewicht der Ladung schwingt, in der Linie des Sattelschleppers auf den wullenden Reifen.
„Hundertzwanzig“, sagt er, will er werden. Sein geweiteter Blick, wenn er davon erzählt, wie die Frau Auto fährt, mit Burgern im Arm und einem Eimer Cola light zwischen den Schenkeln, das Lenkrad nur ganz unten mit eingehängter Hand gehalten.
Wie er für uns singt, über seinen Körper, ungeniert und schief gereimt, und danach behauptet, die Jeans von 1956 passe immer noch. Er wurde viel später geboren, ein Witz, ein Zitat, alles Zitat.
Wie er durch den Garten fliegt, die Mädchen küsst und wieder wegfliegt. Wie er Feuer macht und hineinstarrt, obwohl niemand mitstarren mag, wie er seinen Kindern den Schalk zu vererben sucht. Das ist mein Mann, der so leicht sein kann, der so leicht sein will, der den Wind, der die Richtung seines Flatterns bestimmen will, der sich die Welt aus den Angeln zu heben im Stande glaubt, rot dabei anläuft und „nnnghnn!“ ruft und lachend ablässt. Und es wieder versucht.
Der mit Salto aufs Dach zu springen versucht, an der Fassade herunterrutschen muss und „hat nicht geklappt“ sagt. Der Sekundärliteratur zu „Schmidchen Schleicher“ recherchiert, der Connaisseure für ihre Hals- und Einstecktücher verehrt (aber nur ein bisschen), der dort oben auf dem Turm schwankt. Der, den Du küsst, der sich dann rittlings ins Wasser legt und „Guck mal! Cool-Water-Model!“ ruft. Das ist mein Mann. So will ich sein.