Gestern und heute geht dieser Tweet hier durch meine TL:
Was war denn im Januar 2016 in Leipzig? Neonazis nahmen organisiert eine Straße auseinander, der Aufschrei war nicht halb so groß wie heute. pic.twitter.com/Fye4PoYS0n
— Dennis Pesch (@d_pesch) July 10, 2017
Ich habe mich bisher eher zurückgehalten, was schlaue Analysen zu den G20-Krawallen angeht, weil ich davon wahrscheinlich zu wenig Ahnung habe. Was mir aber heute, nach einem kurzen Tweetwechsel mit @jselzer, durch den Kopf ging ist dieses: Die Kriminalität, die von rechtsgerichteten Straftäter*innen ausgeht lässt sich nicht 1:1 mit der Kriminalität vergleichen, die von einem schwarzen Block und Konsorten ausgeht. Zum einen sind die Motive der Täter*innen extrem unterschiedlich und vor allem die Ziele ihrer Angriffe. Und daraus resultieren auch die extrem unterschiedlichen Reaktionen darauf.
Nach allem, was mir so weit bekannt ist, richten sich die nennen wir sie mal sogenannten linken Krawallos gegen eine wenig definierte Melange aus „System“, „Symbolen“ und „Establishment“. Damit fallen ziemlich viele Menschen potenziell ins Visier, was eine ungleich größere Verunsicherung in breiteren Teilen der Bevölkerung nach sich zieht. Gleichzeitig liegt es meiner Wahrnehmung nach diesen linken Krawallos eher fern, Menschen zu töten, auch wenn z. T. schwere Verletzungen billigend in Kauf genommen werden.
Wenn man sich nun rechte Anschläge ansieht, dann richten die sich gegen eine sehr viel spezifischere Gruppe von Menschen, zu denen der Großteil der Bevölkerung sich nicht rechnet: Asylbewerber*innen, Flüchtlinge, hier und da vllt. Politiker*innen von SPD/Grünen/Die Linke. Gleichwohl scheint mir hier eine Tötungsabsicht in vielen Fällen durchaus gegeben.
Die Intention rechter Gewalttäter*innen ist imho sehr viel radikaler und gefährlicher, sie wird aber als weniger bedrohlich empfunden, weil sie sich gegen eine vergleichsweise kleine Gruppe von Menschen richtet, die zudem kein Sprachrohr im allgemeinen Diskurs hat.
Davon aber ganz abgesehen fühlt es sich schmutzig an, Sätze von Jens Spahn zu verbreiten, ich möchte dafür bereits jetzt schon mal um Entschuldigung bitten. Ich äußere mich dazu aber ausnahmsweise trotzdem, denn dieses Zitat ist ein Beleg für die Denke jenes Herrn: Der nimmt Neonazis mit so einem Satz ja fast schon in Schutz – denn im Umkehrschluss heißt das ja, dass Neonazis in der Wahrnehmung von Jens Spahn anscheinend ganz ordentlich randalieren, oawah!?