Im Karneval, ich im Bus. Es ist voll, alle sind betrunken und verkleidet. Ich finde es gräßlich, dass so viele Jungs sich als S.W.A.T und finstere Brutalos in Tarnfleck verkleiden. Das sind so Typen, die Begriffe der Sexualität als Gewaltausdruck verwenden, glaube ich. Verspiegelte Top-Gun Sonnenbrillen, die wollen aber auch echt so unsympathisch wie möglich rüberkommen, oder? Der Bus hält am Konrad-Adenauer-Platz, Tür geht auf. Eine Oma mit einem Blümchen auf der Wange, einem viel zu kleinen Hut auf dem Kopf und einem Rollator mit dem 2018er Orden der Beueler Wäscherprinzessin will einsteigen.
Der S.W.A.T-Typ nimmt trotz seiner verblödeten Spiegelsonnenbrille den Rollator, eine ziemlich junge Tussi, die sich offenbar zum ersten Mal im Leben geschminkt hat, reicht der Oma die Hand. Sie helfen ihr gemeinsam in den Bus. Alle sind besoffen, aber es ist gar nicht unangenehm (kommt sicher später noch!). Et Oma bedankt sich und die Tussi unterhält sich mit ihr. Der Bus ruckt an, die Oma sitzt noch nicht, der S.W.A.T-Typ fängt sie routiniert auf und hilft ihr auf einen Platz, den ein melancholisch dreinblickender Plüschbär selbstverständlich wortlos räumt. Derweil redet et Tussi weiter auf die Oma ein. Es ist irgendwie routiniert. Eine routinierte Freundlichkeit. Ich lebe gern in der Stadt, zumindest in dieser hier am Rhein. Die Menschen sind geübt darin, dass sie viele sind. <3