Die sehr verehrte @habichthorn trägt in diesen sich in die Länge ziehenden, nahezu elend spahnenden, Tagen den Twitternamen „Seit 2000 Jahren mitgemeint“. Und wie ich heute morgen mit der #Pollykowskaja so über den Rheindeich schreite, denke ich erneut darüber nach, dass wir mit jetzt über 70 Jahren Frieden in Mitteleuropa einer geschichtlichen Singularität beiwohnen dürfen. Und ich denke so bei mir, dass 70 Jahre Frieden vielleicht nicht nur der wichtigste Wirtschaftsfaktor der mitteleuropäischen Geschichte sind, sondern vielleicht auch erstmals ganz neue Anforderungen an die Männlichkeit stellen. Zum ersten Mal überhaupt sind Männer davon entbunden, sich mit „auf die Fresse geben, danach totschießen“ herausreden zu können, wenn sie mal wieder nichts kapieren. Läuft’s zu Hause oder im Job gerade shice, war das früher immer spätestens nach zehn Jahren vorbei, denn da musste Mann ja in den Krieg und überhaupt ging alles über den Jordan, alles wurde kaputtgehauen und totgeschossen, danach Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft, traumatisiert, Rücksichtnahme erforderlich wegen appem Bein und dauerndem Zusammenbrechen bei Silvesterböllerei oder Fehlzündung des Mokicks der Kinder. Seit ungefähr 2000 Jahren geht das schon so (sage ich geschichtlich Ungebildeter mal auf meinem Weg den Rheindeich entlang).
Bis jetzt. Heute kommt erstmal kein Krieg, und das seit 70 Jahren. Ok, auch heute sehnen sich immer mal wieder welche nach einem totalen Reset, aber wir machen das zum Glück nicht. Wir machen weiter, trotz stärker werdender Sehnsucht nach dem dicken Knall und nach dem „alles nochmal von vorne, weil ich gar nichts mehr kapiere“. Und siehe da, nach 70 Jahren Frieden, da gibt es auf einmal ganz viele Männer, die keine Tumben mehr sein wollen (ich kenne mindestens acht!)
Und wie schön ist es, meinen Söhnen sowas vorleben und beibringen zu dürfen. Meine unglaubliche Mutter findet nun schon seit etwas länger als den rd. 70 Jahren Frieden, dass es total Spaß macht, den eigenen Kindern zuzusehen beim Erkennen, Sichentwickeln, Ausprobieren, Verstehen und Kreativsein. Meine Söhne kriegt Ihr nicht (sang schon Reinhard Mey), meine nicht und mich auch nicht! Wir machen nicht mit bei Eurer Logik des Krieges, wir machen lieber Erkennen, Sichentwickeln, Ausprobieren, Verstehen und Kreativsein.
Ich mache Genderwahnsinn und generisches Femininum und erfreue mich meines Penis, ohne tumb zu sein (hoffe ich zumindest). Zweitausend Jahre Männlichkeit heißt zweitausend Jahre allerschlimmste Verkümmerung durch immer wiederkehrendes sich Stürzen in Gewalt, Tod und Trauma. Wie perfide, dass die Logik des Krieges eine männliche Erfindung ist oder zumindest keine weibliche oder die eines anderen Geschlechts.
Und ist das jetzt so, dass die Herrn (außer jetzt jenen 8 oben genannten) nun davon überfordert sind, mal was anderes tun zu müssen als Gewalt auszuüben? Sehe ich das richtig? Oder fühlt sich das nur so an? Wollen die „dem Islam“ auf die Fresse hauen? Oder den Flüchtlingen? Oder den Feminazis? Ist linksgrünversifft nicht ein Ausdruck dessen, dass denen nach zweitausend Jahren „im Zweifel geh ich Militär!“ nichts anderes einfällt als sowas? Wie unkreativ.
Möglicherweise kommt an dieser Stelle der Firma Weber Grill eine entscheidende friedenssichernde Bedeutung zu. „Mach ich halt Feuer und BLUT auf Feuer!“ Immerhin nur aus dem Supermarkt.
Es wird noch ein langer steiniger Weg. Hoffentlich hält der Frieden, der soziale und der militärische, noch ein bisschen. Ich wäre gerne die erste Generation, die mit voller Absicht keine Kriegserfahrung macht. Also gar keine.