Es ist so leise. Kein Rauschen, keine Hymnen in meinem Ohr. Kurz vor zehn, eigentlich noch früh am Abend. Aber kein glühendes Plädoyer für die Menschlichkeit und Aufrichtigkeit. Die Kinder schlafen. Keine Jammerplaylist am laufen, nur der Kühlschrank macht seine Kühlschrankgeräusche. Keine Wortschöpfungen, keine Jagd nach Besonders-sein.
Kein Beobachten, kein messerscharfes Analysieren und Kommentieren, lieber ein bisschen den Kopf auf die Hand stützen und etwas Bier trinken. So langsam trinken, keine drei Liter im Überschwang der Gewissheit, recht zu haben. Eher so genullert mit Blick zur Decke. Lange Haare hab ich gekriegt. Bin auch leider etwas dicker geworden in letzter Zeit („und der Bauch hängt runter wie eine Schürze“, Helge Schneider geht ja auch nie wieder weg aus mir.)
Klingt alles so passiv. Aber dabei ist es, glaube ich, dieser Tage eher genau umgekehrt. Bin sehr aktiv, auf der Arbeit, mit den Kindern, der Familie, habe heute Rolläden repariert und versuche seit Wochen den Tonfall unseres Kundinnensupports so zu prägen, dass alle, die ihn für uns machen, auch so einen Tonfall kriegen, damit sich jede Kundin, die sich egal mit welchem Anliegen und egal welchem Level von Genervtheit bei uns meldet, immer gut behandelt fühlt. Vielleicht liegt das daran, dass ich neulich mal in der Notaufnahme im Krankenhaus dachte, dass es ein Skandal ist, wenn man sich nachts um halb vier dafür rechtfertigen muss, dass man jetzt da ist und Hilfe braucht. Ich will seitdem, dass unser Support das macht, wofür er da ist: Helfen. Zuhören, verstehen, analysieren, antworten. Und freundlich sein.
Was habe ich hier gebloggt, mit wehenden Fahnen bin ich für die gerechte Sache für Peer Steinbrück und für Martin Schulz in den Wahlkampf gezogen, habe Biofleischchallenges angenommen und die SPD verteidigt, habe lustiges aus dem Leben meiner Kinder berichtet, habe kleinen Gedanken den Raum gegeben, um bei Euch vielleicht groß werden zu können. Das las sich so aktiv, dabei bin ich heute, da ich weniger schreibe, viel aktiver als zu jenen Zeiten.
Es ist ein Ressourcenthema. Es ist eine Frage von „being in charge“. Es ist das Verhältnis von „machen“ vs. „fordern“, also von „schlau daherreden“ vs. „tun“. Dieses „Tun“ ist leise und unmedienwirksam, wie man ja auch an den hunderttausenden Ehrenamtlichen feststellen kann, von denen man nie etwas hört. „Tue Gutes und rede darüber“, fordern immer nur die Hoschis, die anderen beim Gutes tun zusehen. Das Tun macht leise, denn die Ressourcen sind begrenzt.
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