Seit ich das neue MacBook mit der guten Kamera habe, sehe ich morgens in den @trackle_de-Calls meinen Hals. Ist jetzt nicht schlimm, aber selbst wenn ich „Adriaaaan!“ riefe (wobei sich Trinkkumpane Ulf aus dem Theodor-Litt-Haus vor 20 Jahren oder so mal ernsthaft das Kiefergelenk ausgerenkt hat, daher mache ich das nicht in Echt) träten da keine dicken Adern mehr hervor, sondern es sieht alles in allem eher nach MB-Tex aus. Es ist das Älterwerden. Also nicht das Alter™, das Alter™ fängt ja glaub ich noch bisschen später an.
In meiner TL gab’s dieser Tage eine Grafik, nach der Menschen mit 47,5 Jahren die Mieselaunetalsohle durchschreiten und dann wieder glücklicher werden – das ist ja bald! Nicht, dass ich jetzt irgendwie unglücklich wäre… aber angestrengt. Seit meine Haare Farbe verlieren, werden sie aber immerhin ein bisschen lockiger, was ihnen ein tolles Volumen verschafft. Macht schon Spaß, unter der Dusche mit beiden Händen dran rumruppen zu können, mit vollem Haar bin ich durchaus gesegnet. Anyway.
Morgen fängt die D64-Superklausurtagung an, ich werde aber erst spät anreisen wegen Arbeit. Ich höre gerade die öffentliche D64-Playlist zur Veranstaltung und lese dabei, dass D64 dieses Jahr 10 Jahre alt wird. Und weil ich mir gemerkt habe, dass ich im selben Jahr in die SPD und bei D64 eingetreten bin, bin ich also jetzt auch seit 10 Jahren Genosse in der SPD. Als wir damals, als @Rheinwaerts noch der OVV der SPD Beuel war, auch die Mitglieder für 10 Jahre geehrt haben, dachte ich immer: Was für alte Haudegen! Die sind 35 und schon seit 10! Jahren! in! der! SPD!.
Jetzt bin ich das auch (außer das mit dem 35) und gucke Kevin Kühnert Doku bei Netflix. Keine Sekunde habe ich bereut, in die SPD eingetreten zu sein, auch wenn es zwischendurch echt zum Haareraufen war (aber meine Haare fühlen sich beim Raufen ja zum Glück wirklich gile an). Und wenn ich jetzt die Kevin Kühnert Doku sehe – von 2018 bis nach der Bundestagswahl 2021 – dann kann ich nicht anders, als diesen Ritt nochmal emotional mitzugehen. Und dieser Tage lese ich im Spiegel über Lars Klingbeil, dass er einen neuen Stil in die Politik gebracht habe. Und lese über Bärbel Bas. Und über 49 Jusos im Bundestag, darunter auch Jessica Rosenthal aus Bonn, die ja ich auch mit Inbrunst gewählt habe. Über Erik von Malottki, der Amthor besiegt hat. Über Frank Ullrich, der uns Maaßen im Bundestag erspart hat. So viel positive Presse über Genoss*innen! Es ist quasi surreal und die Genoss*innen selbst trauen diesem Frieden am wenigsten.
Ich blicke zurück auf einige, die mit großem Getöse aus der SPD ausgetreten sind, in den Jahren. Ich dachte immer, dass geht irgendwie ja nicht, „man tritt in die SPD ein, und irgendwann stirbt man.“ Die SPD war für mich nie ein Ort, um Freunde zu finden, dort eine gute Zeit zu haben oder Bestätigung zu erfahren. Ich bin mit voller Energie rein, damals, im Mai/Juni 2011, weil ich mich für stark genug hielt, etwas beitragen zu können. Und neugierig genug, mir das anzugucken und erstmal was zu lernen. Und ganz viele Genoss*innen haben mir das Gefühl gegeben, dass es bei denen genau so ist. Vielleicht muss ich mal versuchen, eine Blogpost darüber zu schreiben, was für ein besonderes Verhältnis ich zu Parteigenoss*innen habe. Wie die Sympathie zu denen zustande kommt, ist einzigartig. Irgendwie sind die wie ich, die leisten sich Idealismus, und reservieren sich dafür extra ein bisschen Energie. Eine Investition. Das sind besondere Menschen und wenn ich mich zu denen zählen darf, dann bin ich vielleicht auch ein bisschen besonders. Against all odds! Und nach gefühlt zweihundert Jahren „wer hat uns verraten“ auf allen Kanälen, ist es gerade mal für fünf Minuten ganz angenehm, dass welche von uns es irgendwie ganz gut machen.
Seit fast zehn Jahren schreibe ich auch mit am D64-Ticker. Keine Ahnung, ob das alles bisher für de Fööß war, aber irgendwie macht das Bock. Heute hat @LenaStork mir bei Twitter eine DM geschickt, weil ihr eine Formulierung gefallen hat. Dann fällt mir auf, dass mir das auch in erster Linie Spaß macht. Ob es was bewirkt? Vielleicht. Manchmal gibt es Indizien dafür, ansonsten ist das aber auch so wegen Spaß ganz gut investierte Energie.
Erinnerungen, wie @Nico mir 2013 oder so Mails geschrieben hat, weil ich jemanden aus der Union verunglimpft hatte und er das mit der fabelhaften Formulierung „wir pointieren manchmal“ weggebügelt hat. Wie ich mich geweigert habe, seine Einlassungen in MEINEM Ticker zu zitieren, weil er die bei BILD geschrieben hatte. Wie wir eingeführt haben, im Veranstaltungskalender die Frauen- und Männerquoten auszuzählen. Ich glaube, wir haben da ein ganz interessantes Archiv, vielleicht machen wir mal eine Auswertung, wie sich das mit den Quoten so entwickelt hat.
Aus was das hinausläuft: Lohnt sich die ganze Anstrengung? Keine Ahnung. Mach et so, dass’t bisschen Spaß macht, dann iss’t nicht so anstrengend. Morgen fahre ich nach Walsrode, treffe die ganzen Vögel dort und werde mit denen ein Bier trinken und mein Haar präsentieren (IM GEGENSATZ ZU DEJAN!)