Ich wollte ja schon länger mal wieder was ins Internet schreiben, also hier die wilde Geschichte, warum ich „Cannonball“ von den Breeders auf ewig mit meinen Kindern verbinden muss.
Als gute Eltern haben wir unseren Kindern ja immer nur Qualitätsmedien erlaubt, die ihren Geist und ihre Wahrnehmung der Welt positiv prägen und wir haben ihnen immer vorgesungen, damit sie später mal was Gefühliges ins Internet schreiben wie „den Nobelpreis verdanke ich meinen Eltern, die uns von kleinauf so super dings, hier, nah!… „.
Zum Einschlafen, damals war ich ja selber fast noch ein Kind, konnte ich aber nicht so viele Songs auswendig, was aber zum Indenschlafsingen ein nicht unerheblicher Skill ist. Daher musste S die ersten sechs Jahre seines Lebens mit „Heja BVB“ einschlafen (ich habe das natürlich on the fly in Moll transponiert und so gesungen, dass es mich selbst oft in den Tiefschlaf gerissen hat, damals.
Aber zurück zu den Qualitätsmedien, selbstredend hatten wir für die Kinder „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak am Start. Und weil die Kinder ja mit vierkommaneun Monaten noch nicht lesen konnten, habe ich ihnen das ganze immer vorgelesen (Vorgelesenbekommen ist Minimalausbildung für Nobelpreis!). Die Herausforderung dabei war, dass es sich um ein Bilderbuch handelt und der Inhalt seitenweise über Bilder transportiert wird (nämlich da, wo die wilden Kerle so abfeiern). Und wie liest man dieses Abfeiern vor? Indem ich Geräusche einer wilden Party nachahme, und welche Musik für diese wilde Party, habe ich dabei im Sinn? Selbstverständlich den wilden Instrumentalteil von „Cannonball“. Also habe ich die zahlreichen textlosen Seiten als „Wieaujau, wieaujau, wieaujau, däää-dätttättätätä TÄTÄ, wieaujau, wieaujau, wieaujau“ und so weiter vorgelesen.
Insgeheim hatte ich immer gehofft, dass die Kinder, wenn sie den Song mal hören, ihn irgendwie wiederkennen würden, aber dazu bräuchten sie wahrscheinlich Fähigkeiten, die über die Anforderungen für einen Nobelpreis hinausgehen. Ich war damals kein besonders taletierter Sänger oder Soundimitator.
Was bleibt, ist immerhin die Wärme der Babys in meinem Arm, wenn ich den Song heute höre und die Freude darüber, dass der wilde Teil aus „Cannonball“ die Party der wilden Kerle eigentlich wirklich sehr sehr gut wiedergibt.