Hier ein paar schnelle unsortierte Stichworte zu den Demos vom Wochenende:
- Ich finde ausgesprochen gut, dass sich in Bonn bei der Demo (lt. Polizei 25.000 Teilnehmer*innen) auch solche Leute beteiligt haben, denen ich im demokratische Alltag alles mögliche an den Hals wünsche und deren Positionen zu vielen Themen niemals teilen würde. Aber ich finde es herausragend, dass gerade diese Leute sich heute in Bonn auf die richtige Seite geschlagen haben und eben gerade nicht die Brandmauer gegen die AfD und Konsorten weiter haben bröckeln lassen. Ganz im Gegensatz zur CDU und FDP in Koblenz gestern.
- Dass in Dresden 40.000 gekommen sind, finde ich ein besonders starkes Signal, kannste sagen wasde willst, gerade der Osten steht ja immer wieder besonders im Fokus. Das ist stark!
- München bei 250.000 abgebrochen. Hamburg schon am Freitag bei 130.000 abgebrochen. Köln heute 70.000, die anderen Zahlen habe ich im Moment noch gar nicht präsent: Bremen, Freiburg, Karlsruhe, Halle, Chemnitz. Jede dieser Demos einzeln und für sich genommen wäre schon einen ARD-Brennpunkt wert, aber die haben quasi alle gleichzeitig stattgefunden. Offenbar gab es kaum Effekte, dass die eine Demo der anderen die Teilnehmer*innen abgegraben hätte – die sonst schweigende Mehrheit hat überall flächendeckend und umfassend ihr vermeintliches Schweigen gebrochen. Toll!
- Berlin muss ich hier noch nachliefern: Polizei sagt 100.000, Veranstalter*innen sagen 350.000! Wow!
- Warum gibt es keine Sondersendungen im Fernsehen? Weil hier Millionen Menschen eigentlich nur das fordern, was ja eigentlich gesellschaftlicher Konsens ist. Da steckt an sich ja erstmal keine Sensation drin. Aber ich für mich finde an den Demos dieses Wochenende eines bemerkenswert, was imho auch mal breit durch die Hauptnachrichten gehen sollte: Eigentlich hab ich’s mir ja gedacht, dass die überwältigende Mehrheit eben nicht kackbraun oder kackblau ist – aber in letzter Zeit war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich es mit gedacht oder vielleicht nur noch gewüscht hatte. Seit den Demos Freitga, gestern und heute bin ich rückversichert, dass ich mir’s dann doch gedacht habe.
- Zurück nach Bonn: Zum Abschluss hat der Marktplatz Beethovens Ode an die Freude gesungen (wenn auch etwas suchend in Text und Ton, mich eingeschlossen!), aber ich fand diesen Moment ziemlich gänsehaut-dings, denn erstens ist Bonn der Ort, an dem mit dem Grundgesetz die stabilste deutsche Demokratie aller Zeiten das Licht der Welt erblickt hat, und zweitens mit Beethoven die Geburtsstadt des Typen ist, der die Europahymne Nummer eins geschrieben hat. Demos sind nunmal auch stark symbolgetrieben. Und außerdem sind die Rheinländer*innen irgendwie ja sowieso die sympatischsten Deutschen, alle um uns herum waren freundlich und entspannt, es waren Kinder und Alte da, Väter, die ihren Nachwuchs beeindruckend lange auf den Schultern getragen haben und viele viele junge Leute.
- Und überhaupt: Was bilden diese Drecksnazis sich eigentlich ein? Vor rd. 75 Jahren hat dieses Land hier angefangen etwas sehr sehr gutes und sehr sehr stabiles aufzubauen, nachdem Leute wie die es in nur 8 Jahren so nachhaltig kaputtgemacht hatten, wie es in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie vorgekommen war.